EXPRESS von Inge Wozelka (8.12.2016)

 

Der dämonische Dom. Sie schützen die Kathedrale: Die Geheimnisse der Wasserspeier

 

Bedrohliche Fabelwesen mit dämonischen Fratzen, Wesen, halb Mensch, halb Tier und andere seltsame Fantasiegestalten bevölkern seit dem Mittelalter den Kölner Dom.

Und sie haben mehr als eine Funktion: Sie sind Wasserspeier, halten die zerstörerische Kraft des Wassers vom Mauerwerk und den kostbaren Fenstern der Kathedrale fern.

123 Wasserspeier, die vornehmlich in 20 Meter Höhe angebracht sind, hat Fotograf Klaus Maximilian Gierden in gut zwei Jahren fotografiert. Nun sind die in dem prachtvollen Bildband „Wasserspeier des Kölner Domes“ zu sehen (Verlag Kölner Dom, 39,90 €).

 

Die Speier haben neben der technischen auch eine symbolische Funktion, und das war im Mittelalter nicht minder wichtig - sie sollten sie das Böse vom Dom fernhalten, in dem man dem Bauwerk mit ihnen den sprichwörtlichen Spiegel vorhielt.

Neben Hunden, die als unreine Tiere galten, wurden von den Steinmetzen auch lasterhafte Menschenfiguren gehauen, die die Betrachter vom Sündigen abzuhalten sollten.

Orientierten sich die Wasserspeier im 19. und frühen 20. Jahrhundert noch stark an ihren mittelalterlichen Vorbildern, waren die Steinmetzen der Dombauhütte in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg sehr viel freier: Da wurde dann so mancher Kollege verewigt – und auch die füllige Frau eines Steinmetzes. Versetzt wurde die dralle Schönheit hinter der Sakristei. Damit sie nicht direkt ins Auge fiel.

 

Ergänzt werden Gierdens Schwarz-Weiß-Fotografien mit Texten von Kunsthistoriker Matthias Deml, Sprecher der Dombauhütte und seinem Kollegen Klaus Hardering, Leiter des Dombau-archivs.

Auslöser für Gierdens Fotografien war übrigens ein kalter Wintertag. Damals entdeckte er einen Wasserspeier, der einen Bart trug aus gefrorenem Wasser. „Damals beschloss ich, sie alle zu fotografieren.“

 

Der dämonische Dom

Neues Buch über die Wasserspeier am Kölner Dom. EXPRESS. 8. Dezember 2016


 

Der Teufel grüßt vom Dom

Kölner Stadt-Anzeiger. 27. Dezember 2016


Mehrere Monate hat sich der Kölner Fotograf Klaus Maximilian Gierden bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen intensiv mit den Wasserspeiern des Kölner Domes beschäftigt und ist dabei sogar in entlegene Winkel gestiegen, um auch schwer zugängliche Figuren einzufangen. Daraus ist eine umfangreiche Sammlung an brillanten Schwarz-Weiß-Fotografien entstanden. Ergänzt werden sie durch Texte zur Geschichte der Wasserspeier und ihrer Funktion sowie Kurzinformationen zu den einzelnen Objekten. Der Betrachter kommt den Wasserspeiern erstmals ganz nah, vor seinen Augen werden die Fantasiewesen gleichsam zum Leben erweckt. (Text aus dem Vorspann)


Eine wunderbare Ausstellung in der Galerie: plus Raum für Bilder

www.sebastianLinnerz.de


 

Kölnische Rundschau, von Uta Kristina Maul (8.12.2016)

 

Dämonen und Mischwesen

Neuer Bildband über die Wasserspeier des Kölner Domes 

 

Wenn jemand immer wieder mit seiner Kamera bei Wind und Wetter „wie ein Jäger“ um den Dom pirscht, erregt er Aufsehen. Und das ist gut so. Denn irgendwann kamen Dombaumeister Peter Füssenich und seine Kollegen mit Klaus Maximilian Gierden ins Gespräch.

 

Der gebürtige Kölner (Jahrgang 1950), früher im grafischen Gewerbe tätig, zeigte ihnen erste Fotos – und begeisterte Füssenich und Co. Heraus kam ein üppiger Bildband über die Wasserspeier des Kölner Domes, der pünktlich zum 20. Jahrestag der Eintragung der Kathedrale in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes am 7. Dezember erschien.

 

„Mächtig stolz“ ist Gierden auf das Buch, für das er fast zwei Jahre lang die 123 Wasserspeier fotografierte – vom Boden aus, in Schwarz-Weiß und mit einer Brennweite von bis zu 1500 Millimetern. Auf diese Idee kam er, nachdem er als ersten Speier an einem eisigen Tag einen „Knappen mit Spielkarten“ aufgenommen hatte, aus dessen geöffnetem Mund ein gewaltiger Eiszapfen ragte.

 

Seit dem Mittelalter, erzählte Matthias Deml bei der Vorstellung des Buches in der Steinrestaurierungswerkstatt der Dombauhütte, bevölkerten Mischwesen, Dämonen und andere Fantasiegestalten den Dom, oft in 20 Metern Höhe. Deml und sein Kollege Dr. Klaus Hardering, beide Kunsthistoriker des Dombauarchivs, schrieben die Texte.

 

Die reale Funktion der Speier, von denen ein Teil noch funktioniert, sei es gewesen, zerstörerisches Regenwasser von Mauerwerk und Fenstern abzuleiten, so Deml. Allerdings glaubten die Menschen damals auch, Böses abhalten zu können, indem die Dämonen ans Bauwerk gebunden wurden. Als Beispiel für moralisierende Darstellungen nannte er einen Wasserspeier, der ein umschlungenes Paar zeigt, das auseinandergerissen wird. So sei die zunehmende Zahl an Ehescheidungen thematisiert worden. Weil die von den Steinmetzen oft in großer gestalterischer Freiheit geschaffenen Figuren mit bloßem Auge vom Boden aus kaum zu erkennen sind, seien Gierdens Fotos „auch für uns unglaublich spannend“, so Deml.

 

Wasserspeier des Kölner Domes,

Klaus Maximilian Gierden, Matthias Deml, Klaus Hardering, 

 

166 Seiten, Verlag Kölner Dom, 39,90 Euro.